Gastgeber

Die Ehrenburg: Pferd und Reiter zu Gast im Mittelalter

Wanderreitstation Ehrenburg

Wer eine Bleibe der besonderen Art für sich und sein Pferd sucht, der sollte sich die Ehrenburg merken. Hier werden Ross und Reiter in ritterlicher Gastfreundschaft empfangen und finden neben stilechter Unterkunft in den Jahrhunderte alten Gemäuern auch noch eine wunderschöne Gegend zum Wanderreiten vor.

Text und Fotos: Heike Gruber

Dort, wo die Eifel in den Hunsrück übergeht, liegt tief versteckt im Wald die Ehrenburg. Wie eins geworden mit dem Schiefergestein trohnt sie hier auf einem Bergsporn hoch über dem Ehrbach Tal. Seit über 800 Jahren trotzen die alten Gemäuer Zerstörung und Verfall, aber im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte ist die Burg nicht ohne die eine oder andere Blessur davongekommen. Seit rund 20 Jahren lässt der heutige Burgherr Gerhard die alte Ruine Stück für Stück aus dem Dornröschenschlaf erwachen. So ist ein wahres Kleinod entstanden, jeder Winkel, jeder Stein erzählt von alten Zeiten, der Geist des Mittelalters liegt über dem romantischen Burghof, den man nur über eine schmale Brücke aus dicken Holzbohlen erreicht.

Welch ein Glück, dass der Burgherr selbst Pferdeliebhaber und Wanderreiter ist! So ist die Burg der Ehrenberger Ritter nicht nur Stammburg der Deutschen Wanderreiter-Akademie, sondern auch Ausgangspunkt für herrliche Wanderritte in Hunsrück und Eifel, an die Mosel und an den Rhein. Wer hierher kommt, der lässt den Alltag hinter sich und begibt sich auf eine Zeitreise ins Mittelalter, aber mit dem Komfort von heute. Fünf historische Gästezimmer mit klangvollen Namen wie „Wächterstube“, „Schatzkammer“ oder „Gewölbefelsen“ bieten den Reitern stilvolle Unterkunft, wer`s rustikaler schätzt, der wählt die Übernachtung im Ritterzelt unterhalb der steilen Burgmauern. Für die Pferde stehen rund um die Burg großflächige Wiesen und Weiden zur Verfügung.

Im burgeigenen Gasthof werden deftige Speisen gereicht oder auch einfach mal am großen Schwenkgrill draußen im Burghof ein Rittermahl zubereitet. Was könnte schöner sein, als einen langen Reittag bei einem Glas Wein und in netter Gesellschaft am offenen Feuer ausklingen zu lassen? Was außerhalb der Burg geschieht, welche Arbeit auch am nächsten Tag wartet – hier im Schutze des wehrhaften hoch aufragenden Burgfrieds erliegt man dem Zauber der Ehrenburg, Alltagssorgen finden keinen Platz mehr in den Gedanken. Und während das Licht der Fackeln an den Burgmauern entlang zuckt, sorgen Gaukler und Musiker dafür, dass man sich in längst vergangenen Zeiten wähnt.

Seit einigen Monaten ist die Ehrenburg auch Sitz des Wanderreitbetriebes „Grenzenlos Wanderreiten“ von Gaby Voss. Acht Pferde unterschiedlichster Rassen und Größen stehen ihren Reitgästen für ein- und mehrtägige geführte Reittouren rund um die Ehrenburg zur Verfügung. Die Touren führen stets zu den schönsten Zielen der Region, mal in eine Straußenwirtschaft, wo man ganz traditionell dem Riesling verfallen kann, mal zum „Ziegenpeter“, einer familiengeführten kleinen Ziegenfarm, wo es allerlei Köstlichkeiten von der Ziege zu probieren gibt. Abends, wenn die Reiter mit einer Menge Erlebnisse und Eindrücke im Gepäck zur Burg zurückkehren, werden sie vom Burgherrn mit Met aus dem Horn begrüßt.

Stets mit einem fröhlichen „Juhuu“ auf den Lippen führt Gaby ihre Gäste zu den schönsten Zielen der Umgebung.

Jedes Jahr im Sommer öffnet die Ehrenburg für drei Tage ihre Tore für das Ehrenburger Reiterkonvent. Von nah und fern kommen dann Wanderreiter mit ihren Pferden hierher, um gemeinsam zu reiten, alte Bekannte wieder zu treffen und neue Freundschaften zu schließen. Stets beginnt das Reiterkonvent mit dem gemeinsamen Ritt durch den Bastionsturm, bis hinauf auf die Bastionsplattform der Ehrenburg – ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Nicht alle Pferde wagen auf Anhieb den Anstieg durch den gewendelten Gang und über flache Treppenstufen. Aber die alten Hasen machen es vor und so ist bisher noch jeder Reiter mit seinem Pferd oben angekommen.

Gemeinsame Tagesritte stehen beim Ehrenburger Reiterkonvent ebenso auf dem Programm wie ein Wettbewerb im Bogenschießen und abends lädt der Herold zur großen „Pfalzgrafen-Tafeley“ im großen Rittersaal. Knusprige Schweinskeule aus dem Bakkes und am Spieß gegrillte Hähnchenkeulen lassen ahnen, wie man einst zu Hofe gespeist haben muss, der Wein wird im tönernen Glas gereicht.

Irgendwann ist aber auch hier die Zeit gekommen zu gehen, hinaus aus dem Mittelaltertraum, hinaus aus dem heimeligen Burghof, zurück in den Rest der Welt. Doch man geht mit einem Sack voller Geschichten und schöner Erinnerungen und man geht gerne, weil man weiß, dass man dann wiederkommen kann – hierher zur Ehrenburg.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert